Nistkästen auf dem Friedhof Wildeshausen

Ein Beitrag zur ökologischen Aufwertung eines Ruheraums

Der Wildeshauser Friedhof wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts von der Stadtmitte bei der Alexanderkirche an den damaligen südwestlichen Ortsrand verlegt und befindet sich seitdem in städtischer Trägerschaft. An diesem Ort der Bestattung und Stille konnte sich im Laufe der Zeit auch ein wichtiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen entwickeln. 1999 wurde das Friedhofsareal um ein Flurstück östlich des Lehmkuhlenwegs erweitert. Damit ist das Gesamtgelände heute ca. 54.000 m² groß.

Kartenausschnitt: Google Maps
Kartenausschnitt: Google Maps

Die relativ dichte Bepflanzung des alten Friedhofsgeländes besteht sowohl aus Hecken (Buche, Buchsbaum, Taxus), Büschen (Rhododendron, Kirschlorbeer u.a.) als auch immergrünen Bäumen (Zypresse, Thuja, Kiefer). Im vorderen Bereich (parallel zur Visbeker Straße) wachsen stattliche Eichen, Buchen und Linden.

 

Auf dem neuen Friedhofsareal gibt es ein Urnenwäldchen mit ortsüblichen Laub- und Nadelbäumen, unter denen auf einer Fläche entsprechend der Kronengröße Urnen eingelassen werden können . Überhaupt prägen weitläufigere Rasenflächen mit lockerer Baumbepflanzung das Bild. Für die „Bepflanzung Friedhofserweiterung“ nahm die Stadt Wildeshausen am 04.12.1999 eine öffentliche Ausschreibung vor über 127 Bäume, 805 Heckenpflanzen, 560 Sträucher und 4010 Bodendecker. Die damals gepflanzten Bäume sind zwar noch relativ jung, haben aber dennoch schon eine beachtliche Wuchshöhe erreicht.

Hecken finden sich sowohl auf dem Gelände selbst als auch begrenzen sie es jeweils zu den vorbeiführenden Straßen und zu den Nachbargrundstücken hin.

Vor diesem Sachhintergrund und bei einem Ortstermin mit dem Friedhofsleiter im August 2017 wurde deutlich, dass insbesondere Hecken- und Freibrüter auf dem Wildeshauser Friedhof ein großes Angebot an Unterschlupf- und Nistmöglichkeiten vorfinden. Für Höhlenbrüter stehen auf dem alten Friedhofsareal einige geeignete alte Bäume zur Verfügung, auf dem neuen hingegen aufgrund des relativ jungen Baumbestands noch kaum. Gefahren für beide drohen v.a. von Elstern, Krähen, Mardern und einer größeren Zahl herumstreifender Hauskatzen, die die Gelege auf höheren Büschen und auf Bäumen ausspähen und Eier und Jungvögel rauben.

 

Bereits im Jahr 2009 wurde auf dem Wildeshauser Friedhof im Rahmen des Projekts „Lebendiger Friedhof“ des NABU Oldenburger Land e.V. eine Brutvogelerfassung durchgeführt. Die zu dieser Zeit festgestellten Vogelarten ergänzte der Friedhofsleiter noch um den Gimpel und die Misteldrossel. Auch ein Waldkauz wurde vor kurzem auf dem Gelände gesichtet. Auf dem Gelände des alten Friedhofs waren bereits vor Beginn des Projekts 6 hölzerne Nistkästen aufgehängt  - in den Vorjahren allesamt belegt.

 

Das Projekt „Vogelschutzmaßnahmen auf dem Friedhof Wildeshausen“ setzt an diesem Befund an und hat einerseits zum Ziel, den hier lebenden Höhlenbrütern, aber auch Baumläufern, dem Star und dem Waldkauz Unterschlupf- und Nistangebote zu machen. Außerdem sollen Friedhofsbesucher beim Blick auf die gut sichtbar angebrachten Nistkästen darauf aufmerksam gemacht werden, dass Friedhöfe ebenso wie naturnah gestaltete Parks attraktive Aufenthaltsorte für Vögel aller Art sind. Als weitere Wirkung wünschen wir uns, dass hierbei „ein Funke überspringt“ und dazu anregt, im eigenen Bereich Nisthilfen anzubringen.

 

Nach Ermittlung der Geländekapazität wurden mithilfe der bewilligten BINGO-Mittel im Dezember 2017 Nisthilfen bestellt:

  • Nisthöhlen mit Einflugöffnung 26 mm ø (für Blau-, Tannen- und Haubenmeise, evtl. Zaunkönig)
  • Nisthöhlen mit Einflugöffnung 32 mm ø (Kohl-, Blau-, Tannen-, Haubenmeise, Gartenrotschwanz, Kleiber, Trauerschnäpper, Feld- und Haussperling)
  • Nisthöhlen mit ovaler Einflugöffnung 30 x 45 mm (für Kohl-, Blau-, und Haubenmeise, Gartenrotschwanz)
  • Starenkästen mit Einflugöffnung 45 mm ø
  • Baumläuferhöhlen mit Einflugöffnung 26 mm ø
  • ein Waldkauzkasten

Die aufgehängten Nistkästen sollen langfristig von Ehrenamtlichen der NABU-Ortsgruppe Dötlingen-Wildeshausen sowie Interessierten aus der Bevölkerung erhalten und betreut werden. Insofern war es uns wichtig, dass langlebige, leicht zu reinigende und zu betreuende Nisthöhlen aus Holzbeton zum Einsatz kommen.

Geplant war natürlich, die Nisthilfen so zeitig im Frühjahr 2018 zu installieren, dass sie den auf dem Friedhof heimischen Vogelarten rechtzeitig zu Beginn der Nist- und Brutsaison zur Verfügung gestanden hätten. Leider hatte es bei der Herstellerfirma Schwegler im Herbst 2017 einen Brandschaden gegeben, so dass infolge daraus resultierender Lieferprobleme die bestellten Kästen erst am 2. Mai 2018 eintrafen. Alle Vogelarten hatten zu diesem Zeitpunkt längst mit dem Brutgeschäft begonnen bzw. die erste Jahresbrut bereits abgeschlossen. Das Aufhängen der verspätet gelieferten Kästen auf dem Friedhof geschah daher in der Hoffnung, den dort bereits ansässigen Vögeln Nist- und Brutgelegenheiten für eine eventuelle zweite Jahresbrut zur Verfügung zu stellen.

 

Die ersten 39 Kästen wurden am 4. Mai 2018 auf dem Gelände des alten Friedhofs installiert. Hieran nahmen drei Ehrenamtliche der NABU-Ortsgruppe teil:

Eine Woche später, am 11. Mai 2018, wurden die restlichen Nisthöhlen auf dem neuen Teil des Friedhofs aufgehängt. Hieran beteiligten sich ebenfalls drei Ehrenamtliche der NABU-Ortsgruppe Dötlingen-Wildeshausen:

Auch hier sind nach Abschluss der Aufhänge-Arbeit die Nisthöhlen mal mehr, mal weniger gut im Blattwerk der Bäume zu sehen:

Bei einem letzten Einsatz am 24. Mai konnte schließlich der Waldkauz-Kasten an seinem Bestimmungsort angebracht werden, in ca. 10 Metern Höhe an einer Eiche, in unmittelbarer Nähe des Eingangs zur Friedhofskapelle. Dies gelang mithilfe eines Fahrzeugs mit Hebebühne eines Wildeshauser Unternehmens, das auf keinen Fall genannt oder gezeigt werden möchte.

Wir hoffen, dass diese Nistangebote von den dort ansässigen Vogelarten auch tatsächlich angenommen werden. Dies in der Zukunft zu beobachten, zu protokollieren und die Nistkästen regelmäßig zu reinigen, wird Aufgabe der Ehrenamtlichen der Nistkasten-AG unserer NABU-Ortsgruppe sein.


Dieses Projekt wurde gefördert mit Mitteln der BINGO-Umweltstiftung Niedersachsen

 

Informationen zum Projekt "Lebendiger Friedhof" des NABU Oldenburger Land aus dem Jahr 2009 erhalten Sie hier.