14. Januar 2023 - Eine von der NABU-Stiftung Oldenburgisches Naturerbe geförderte Qualifizierungsmaßnahme zum Thema „Biber“ fand am Samstag (14.1.2023) in
Wildeshausen statt. Bei den 14 Teilnehmerinnen und Teilnehmern handelte es sich um NABU-Mitglieder der Ortsgruppen Dötlingen-Wildeshausen, Hatten und Wardenburg sowie um Max Hunger
(Naturschutzbeauftragter des Landkreises Oldenburg) und Michael Feiner (Kuratoriumsvorsitzender der Umweltstiftung des Landkreises Oldenburg). Als Referent war eingeladen Biberberater Dieter
Mahsarski vom Biber-Zentrum des NABU Laatzen.
Herr Mahsarski ging in seinem 2 1/2-stündigen Vortrag nach einem kurzen Blick auf die Geschichte des Bibers in Deutschland detailliert und kenntnisreich auf die Biologie und Ökologie dieser
streng geschützten „Schlüsselart“ ein: Obwohl Biber in der Natur nicht allzu häufig vorkommen und ihren Bestand sogar selbst regeln, schaffen sie durch ihr Wirken in ihrem Revier Lebensräume und
ökologische Nischen für viele andere Lebewesen - sowohl Pflanzen als auch Tiere. In jedem Revier leben zwei Elterntiere, die einjährigen und die diesjährigen Jungen. Die zweijährigen werden
jeweils zur Abwanderung gezwungen und müssen sich ein eigenes Revier und einen geschlechtsreifen Partner suchen. Dabei kann es zu blutigen Kämpfen mit Artgenossen kommen, die ein schon
vorhandenes Revier bis zum Äußersten verteidigen.
Aus Sicht des Menschen hat die Aktivität des Bibers vielfältige positive Auswirkungen auf den Wasserhaushalt. Dennoch haben die meisten Menschen dieses größte Nagetier Europas in der Natur noch
nie zu Gesicht bekommen. Das liegt daran, dass diese Spezies erst in der Abenddämmerung ihren Bau verlässt. Die erste Hälfte der Nacht ist dann der Nahrungsbeschaffung und -aufnahme gewidmet. Die
zweite Hälfte dient der Reviermarkierung, dem Ausbessern von Bau und Dämmen und der Fellpflege. Gegen Morgen ziehen sich die Tiere zum Schlafen in den Bau in den Kreis ihrer Familienmitglieder
zurück. Von einem schwimmenden erwachsenen Biber sieht man nur den oberen Teil des Kopfes; der übrige Körper bleibt unter Wasser. Bei der geringsten Gefahr taucht das Tier unter. Bis zu 20
Minuten kann ein solcher Tauchgang dauern.
Die Biberpopulation war in Deutschland bis Ende des 19. Jahrhunderts auf etwa 190 Exemplare im Bereich der mittleren Elbe geschrumpft. Durch intensive Schutzbemühungen seit Anfang des 20.
Jahrhunderts konnte sich der Bestand erholen. Heute ist der Biber vielerorts in ganz Deutschland wieder heimisch. 1990 wurden im Emsland 8 Biber ausgesetzt, die sich seitdem vermehrt haben und
entlang der Fließgewässer kontinuierlich ausbreiten – auch in der Hunte und ihren Seitenarmen.
Als reiner Pflanzenfresser ernährt sich der Biber von einer Vielzahl von Pflanzen, am liebsten aber von Pappel- und Weidenarten. Mit seinem äußerst kräftigen Gebiss nagt er sie so lange an, bis
sie entweder direkt in das nahe Gewässer fallen oder er sie dorthin ziehen kann. Diese Fäll-, Nage- und Fraßplätze gehören zu den unverwechselbaren Anzeichen für die Anwesenheit von Bibern und
können auch von Laien sofort als solche erkannt werden. Weitere Biberzeichen sind Ausstiege („Rutschen“) in das Fließgewässer, Wechsel, eingebrochene Röhren oder Bauten, Trittsiegel und Losungen,
die der Reviermarkierung dienen.
Bei einem Ortstermin auf einem Gelände an der Hunte konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Schulungsveranstaltung dann am Nachmittag eine große Anzahl dieser Biberzeichen entdecken (siehe
Fotos 3-7 im Anhang).
Einige Bundesländer (Bayern, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt) haben der Anwesenheit und Verbreitung des Bibers bereits Rechnung getragen, Bestandszählungen durchgeführt und einen
Managementplan entwickelt. Liegt ein solcher vor, kann es gelingen, schadensbedingte Konflikte zu verhindern oder abzumildern und gleichzeitig einen günstigen Erhaltungszustand der
Biberpopulation sicherzustellen. Niedersachsen hinkt hier deutlich hinterher: Zur Verbreitung in ganz Niedersachsen fehlen derzeit gesicherte Daten. Eine landesweite Kartierung und ein Management
gibt es ebenfalls noch nicht.
Weiterführende Informationen zum Biber in Niedersachsen hier.